Die Wildwassertour des Kanu Clubs Delphin sollte, wie in den vergangenen Jahren, auch dieses Jahr stattfinden. Dieses Mal sollte es Frankreich sein. Ausgesucht hatten wir uns das Tal der Durance in den französischen Alpen. Bei den Recherchen in der Fachliteratur wurde uns der Mund wässrig gemacht. Die Reportagen quollen über vor Begeisterung über die schönsten Flüsse mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden und befahrbar bis weit in den Sommer hinein.
Also starteten wir Mitte Juli. In L’Argentiere, unweit von Briancon, schlugen wir unser Lager bei bestem Wetter auf einem Campingplatz mit angrenzender Slalomstrecke und Badesee auf. Wie wir vor Ort feststellten, war der Wasserstand der Durance und ihrer Nebenflüsse aber leider, wohl aufgrund des schneearmen Winters, auf dem unteren Niveau. Laut Flussführer des DKV sind viele Flüsse der Gegend auch im Sommer noch fahrbar. In diesem Jahr schien das aber anders zu sein.
Im Laufe der zwei Wochen sind wir außer der Durance noch die Flüsse Gyr, Guisane und Ubaye gepaddelt. Den Guil, ebenfalls ein schöner Seitenfluss der Durance, mussten wir leider auslassen, da er zu wenig Wasser hatte.
Die Durance
Die Durance ist der Hauptfluss in der Umgebung und weist verschieden schwierige Abschnitte auf. Sie fängt sehr schwer an, wird dann wieder etwas leichter, um dann in einer wunderschönen aber engen Schlucht, je nach Wasserstand, stellenweise unfahrbar zu werden. Ab der Gyrondemündung ist der Fluss aber ohne große Probleme zu bewältigen. Dort folgt dann zunächst die Slalomstrecke von L’Argentiere.
Den ersten Tag vor Ort verbrachten wir erstmal auf der sehr schönen Slalomstrecke vor Ort. Zum Einfahren und ersten Kontaktaufnahme mit dem tollen aber kalten Wasser genau das Richtige. Die Slalomstrecke ist aus natürlichen Steinen gebaut worden. Die Schwierigkeiten bewegen sich bei dem von uns beobachteten Wasserstand im Bereich um Wildwasser 3. Es beginnt mit zwei stärkeren Wellen, die zum Spielen einladen. Im Folgestück läuft das Wasser ohne großen Höhenunterschied zwischen den Steinen hindurch und bildet nur wenige Wellen bei schnellem Tempo.
Von L’Argentiere bis zur Guilmündung bei Guilestre wird der Fluss teilweise sehr breit und verläuft sich zwischen Kiesbänken. Landschaftlich dominieren die hohen Berge der französischen Alpen. Das Tal ist aber bereits sehr breit. Hinter Guillestre wird das Tal wieder enger und die Durance läuft über einige schöne Schwälle zur Spielwalze Rabioux. Diese Strecke haben wir uns am zweiten Tag vorgenommen. Den Rabioux, in dem sich vor allem Kevin mächtig austobte, haben wir noch oft besucht, da man hier wunderbar verweilen und den vorbeikommenden Kanuten und kenternden Rafts zuschauen kann.
An einem anderen Tag sind wir dann vom Rabioux aus die mäßig schwerere Strecke bis Embrun gepaddelt. Die Durance ist hier wildwassertechnisch leicht zu nehmen, weist aber hier und da schöne Spielstellen auf. Kurz vor Embrun gibt es in Form einer stehenden Welle das Gefühl einer kleinen Achterbahn. Vor allem für die nicht so Fortgeschrittenen war dies ein ordentlicher Adrenalinschub. Die Berge sind hier schon nicht mehr ganz so hoch und hinter Embrun beginnt dann der Durance-Stausee. Er ist der größte Stausee Frankreichs, mit wunderbarem und nicht so kaltem Wasser.
Aber am 17.07.07 stand noch etwas anderes auf dem Programm: Unser Quartier lag nur ca. 20 km von Briancon entfernt, das fast jedes Jahr Anlaufpunkt bei der Tour de France ist. So auch diesmal. Also haben wir uns spätnachmittags auf unsere Drahtesel geschwungen und sind durch schöne Landschaft und immer noch heiße Abendsonne dem Trubel entgegengefahren. Etwas verschätzt mit der Fahrzeit, (war doch steiler als gedacht), kamen uns schon die Tourwagen entgegen, als wir in Briancon ankamen.
Man hatte die Zielgerade, ein echt steiler Berg, der durch den Ort bis zur Altstadt führt, bereits für uns frei geräumt, so dass wir den verbleibenden Zuschauern mal zeigen konnten, wie langsam Ungedopte sind. Oben gab es dann zur Belohnung ein kühles Panachée (Radler) und einen Blick über die angrenzenden Täler.
Briancon ist mit 1300 Metern Höhe die höchstgelegene Stadt Europas. Die vielen Befestigungsanlagen zeugen von ihrer Bedeutung gegenüber dem nahen Italien. Der alte Stadtkern ist überwiegend erhalten und auf Touristen eingestellt.
Die Guisane
Zum Paddeln hatten wir uns als nächstes die Guisane ausgeguckt. Sie fließt vom Col de Lautaret nach Briancon und mündet dort in die Durance. Wir wollten die schwere Waldschlucht fahren und sind zunächst von Briancon aus den Fluss hochgewandert und haben uns verschiedene Stellen angesehen. Vom Einstieg aus ging es dann mit starkem Gefälle zwischen den Steinen herab. Hier war die meiste Zeit rückwärtspaddeln angesagt. Das Wasser floss so schnell, dass man kaum Zeit hatte sich eine Route zu suchen. Obwohl so wenig Platz vorhanden war, sind auch hier kommerzielle Rafter unterwegs gewesen. Die nur wenige Kilometer lange Waldschlucht hatten wir bei dem hohen Tempo schnell hinter uns gebracht.
Die Befahrung sollte auch filmerisch festgehalten werden, weshalb wir immer mal wieder im Kehrwasser warteten, bis Fritz und Gerlind neue Positionen bezogen hatten. Andi fuhr zur Unterstützung das Kameraboot und Gerd die Helmkamera.
Die Gyr
Ein paar Tage später haben Andi und Gerd eine sehr bergige Radtour zur Erkundung der Gyr unternommen. Die Gyr ist ein Gletscherfluss, der vom Glacier Blanc und Glacier Noir gespeist wird. Mit hohem Tempo rauscht das graue Wasser das Tal hinab. In Vallouise läuft er mit der Onde zusammen und heißt ab hier Gyronde.
Für den nächsten Tag nahmen wir uns vor die Gyr zu paddeln. Unser Einstieg lag knapp unterhalb des unfahrbaren oberen Teils. Da wir schon mal so weit oben waren, sind wir erst noch die letzten Meter mit dem Bus bis zum Ende der Straße in Ailefroide gefahren. Von dort wanderten wir zum Gletscher Glacier Blanc. Die Berge waren ansonsten schneefrei. Auch dies sicherlich ein Grund für den geringen Wasserstand in den Flüssen.
Mit dem Paddeln warteten wir extra bis zum Nachmittag, um so viel Wasser wie möglich zu haben. Mit hohem Tempo geht es dann das Tal hinab. Die Steine im Wasser sind alle überspült und schwer zu erkennen. Bei der ersten unübersichtlichen Stelle mussten wir aussteigen und nachsehen, ob und wie wir fahren wollten. Wie so oft fuhr Jürgen vor, Andi folgte. Er war schon durch den heftigen Teil gut durchgekommen, hatte aber dann Pech, kenterte und verlor Boot und Paddel. Der Bach war an vielen Stellen viel zu flach, als dass man hätte rollen können. Das Boot konnten wir nach der nächsten Kurve bergen, aber das Paddel schwamm bis zum Wehr am Ausstieg, so dass Andi zu seinem Bedauern nicht weiterfahren konnte.
Es folgte noch eine unübersichtliche schwere Stufe, bevor wir die letzten Wellen bis zum Ausstieg hinter Vallouise genießen konnten. Der Fluss war auf jeden Fall ein ordentlicher Adrenalinschub. Auch hier wurde eine Reportage für den Internetsender gemacht.
Die Ubaye
Die Ubaye wurde im Wildwasserführer des DKV ebenfalls als anspruchsvoll angepriesen. Sie ist ein klarer Bergfluss mit ganz unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Bei dem wenigen Wasser haben wir uns für zwei verschiedene Abschnitte entschieden. Der erste war ein mittelschweres Wildwasserstück im Bereich WW 3 bis 4+. Die vielen Steine im Fluss erwarten schon ein gewisses Maß an technischen Fähigkeiten. Auch hier werden kleine Rafts zwischen den Steinen hindurchgepresst. Die Mitfahrer sehen hier längst nicht so entspannt aus, wie auf den Raftstrecken der Durance.
Wir haben uns die Strecke gut angeschaut und mehr als sonst, wurde dieses Jahr auf das gegenseitige Sichern wert gelegt. Die tragischen Ereignisse des Frühsommers haben uns darauf aufmerksam gemacht.
Der zweite Abschnitt war die sehr schwere Royalschlucht des Ubaye. Nach einer Linkskurve fließt der Fluss zwischen senkrechten Wänden hindurch in eine enge, tiefe Schlucht. Die Straße befindet sich dann hoch über dem Fluss. Im ersten Schwall muss man unter einem von rechts herabfallenden Wasserfall hindurch. Fürs Auge ein Hochgenuss. Es folgen viele schwere und unübersichtliche Stufen, die alle zuerst besichtigt werden müssen. Eine Stufe haben wir wegen des geringen Wasserstandes umtragen. Die nur wenige Kilometer lange Royalschlucht endet ebenfalls im großen Durance-Stausee.
Auch diese Tour haben wir filmerisch festgehalten. An einigen Stellen konnten Fritz und Gerlind vom Ufer aus filmen. Den Hauptteil der Schlucht hat Jürgen mit einer Handkamera und Gerd mit der Helmkamera festgehalten.
Wenn wir schon in den französischen Alpen waren, mussten einige von uns neben einigen schönen Wanderungen natürlich auch mit dem Rad über einen Alpenpass fahren. Andi und Gerd haben sich dafür den Col de L’Izoard ausgesucht. Diese Steigungen über fast 20 Kilometer Länge und einem Höhenunterschied von über 1000 Metern findet man ja sonst nicht so häufig. Natürlich waren sie nicht die einzigen Radfahrer auf dem Weg nach oben.
Ein schöner Urlaub, wenn auch das Paddeln diesmal nicht für alle so viel bot wie sonst. Außer den Strecken auf der Durance waren die Flüsse zu schwer, als dass alle hätten mitkommen können. So war gerade Arndt häufig abends noch auf der Slalomstrecke am Campingplatz zu sehen.