Fahrt an die Ardèche
Am 17. April machen wir uns gegen Mitternacht mit 14 Leuten
auf den langen Weg nach Südfrankreich. Unser Ziel ist der kleine Ort Vallon-
Pont dArc an der Ardèche. So gegen 16:00 Uhr erreichen wir den
Campingplatz in Vallon. Die Zelte sind schnell aufgebaut und der Schmutje hat
ebenso schnell eine warme Mahlzeit auf die Teller gezaubert. Wir sind alle ganz
schön hungrig und nach dem Essen gehts an den Fluss was sagt
der Pegel. Durch den starken Regen der vergangenen Tage ist die Ardèche
unbefahrbar geworden. Am Abend machen wir Pläne für den nächsten
Tag. Wir entscheiden uns für die Ibie, einem Nebenfluss der Ardèche
und zwar von St. Maurice bis kurz vor Vallon.
Von der langen Fahrt waren wir wohl reichlich erschöpft
nachdem wir gegen 10 Uhr gefrühstückt haben, geht es mit 12
Leuten auf kleinen Strassen hinauf nach St. Maurice. Hinter der Kirche ist ein
sehr schöner Einstieg und schon geht die rasante Fahrt los. Hinter jeder
engen Kurve bietet der kleine Fluss neue Eindrücke, enge Schwällchen
mit unterspültem Buschwerk bereiteten einigen Kameraden immense Probleme.
Am Ende der ca. 9 km langen Spülung erwartet die Paddler als Schmankerl ein
ca. 2 m hoher Wasserfall. Dieser Tag war schon ganz schön toll so
das einhellige Echo. Und was machen wir morgen. Da die Ardèche noch immer
nicht befahrbar ist, wird nach dem Abendbrot die Karte studiert. Wie wäre
es mit der Céze die fließt etwas weiter südlich
parallel zur Ardèche, ist aber nicht so breit.
So wie tags zuvor meint es die Sonne gut mit uns und bald
geht es los. Über Barjac geht es nach Tharaux wo wir direkt neben der
Brücke der D.979 linksseitig einen schönen Einstieg finden. Dieser
Fluss ist eher ein Wanderfluss. In langen Schleifen zieht er gemächlich
dahin, nur von kleinen Schwällchen unterbrochen. Jedes Rauschen wird
genüsslich vernommen jedoch fast immer sind wir enttäuscht.
Dann kommen wir an eine schöne Spielstelle hier machen die
Grossen eine Pause, damit die Kleinen sich austoben
können. Kurz vor Montclus kommen wir an ein Mühlenwehr, welches es in
sich hat. Dieser ca. 2 m hohe Wasserfall hat es in sich, nur geübte Fahrer
sollten diese Stelle passieren alle anderen rechts umtragen. In Montclus
wartet schon unser Bus. Nach den Portionen zu urteilen, macht sich die
Luftveränderung und die sportliche Anstrengung schon bemerkbar.
Am Donnerstag ist in Vallon Markttag. Wir nutzten die
Gelegenheit und frischen unsere Vorräte auf. Während die
Grossen einen Ruhetag einlegen, sind die Kleinen
unermüdlich, zumal seit heute kann die Ardèche wieder
befahren werden. Klaus, holst du uns am Charlemagne wieder ab? Wir wollen
mit den Rodeobooten dort hin. Okay, um 17 Uhr bin ich unten
am Wasser. Klatschnass aber pudelwohl kommen die Jungen zur angegebenen
Zeit aus dem Fluss, ohne nicht vorher noch eine ausgiebige Wasserschlacht
gemacht zu haben. Oh Mann, war das toll! Am Abend
beschließen wir, am nächsten Tag zur Chassezac zu fahren. Es soll
eine Kombitour werden; erst fahren die Wildwasserspezialisten und danach fahren
die Wanderfahrer mit den Kleinsten der Gruppe (10 12-jährige) auf
dem unteren Flussabschnitt.
In Vompdes ist kurz hinter der Brücke der D.104 bei
einem Kanuverleih ein wunderschöner Einstieg. Unmittelbar dahinter beginnt
die Schlucht der Chassezac mit vielen tollen Walzen und Schwällen. In einer
langen Schleife wird Chateau Casteljau umfahren. Am Ende der Schlucht an
der Mühle von Tournayres ist ein sehr gut erreichbarer Einstieg an einem
Campingplatz. Hier wird der Wechsel vollzogen und nun geht es zunächst
durch das Mühlenwehr, nein durch die Cascaden an der Mühle. Nach
einiger Aufregung kommen wir alle wohlbehalten im unteren Wasser an. Der Fluss
ändert sofort seinen Charakter und bald fließt er nur noch
gemächlich dahin. An einigen Stellen ist er jedoch derart zugewachsen, dass
man fast meint, an einen Urwaldfluss zu sein. Im Gewirr der Büsche und
Bäume müssen wir uns den richtigen Wasserweg suchen, um weiter zu
kommen. Nach etwa 17 km kommen wir an die Mündung und kurz danach findet
wir rechts hinter der Brücke der D.111 an einen Campingplatz bei Sampzon
einen schönen Platz, um die Fahrt zu beenden. Morgen wollen wir eine
Strecke auf der Ardeché fahren sozusagen als Erweiterung der
heutigen Fahrt.
Der Wetterbericht sagt heute noch Sonne voraus gegen
11 Uhr sind ein paar Kameraden auf dem Wasser. Es geht gemächlich durch die
lange Schleife von Sampzon und bald erreicht man den Wildwasserkanal von Vallon.
An unserem Standquartier angekommen wird hurtig die Mannschaft durch eine Reihe
der daheim gebliebenen verstärkt denn es geht noch bis zum
Charlemagne weiter. Hier wird noch ausgiebig in den Wellen gespielt
später geht es mit unserem Bus zufrieden wieder zurück zum
Campingplatz. Es gibt Kaffee und Kuchen Klaus hat Geburtstag. Abends holt
Rolf seine Gitarre heraus und bis Mitternacht werden alte und neue Fahrtenlieder
gesungen.
Ostern heute wollen wir einen Ruhetag einlegen. Am
Vormittag fängt es an zu regnen uns so geht es bis zum Abend. Zum
Glück sind unsere Zelte schön trocken und zusätzlich unter einer
grossen Plane geschützt. Einige machen eine Wanderung zu den Höhlen am
Anfang der Schlucht. Für Morgen werden schon wieder Pläne geschmiedet.
Wir wollen endlich richtiges Wildwasser. So der einhellige
Tenor. Also wird der Flussführer gewälzt und schon bald ist der
richtige Fluss gefunden. Die Beaume mit seinem Nebenfluss Drobie. Klaus,
wo hast du die Karte. Schau mal nach, wie wir da hin kommen. Kein Problem,
da geht sogar eine Strasse hin. Am Abend werden schon die Boote auf den
Hänger geladen und die Ausrüstung zusammen gestellt. Wer wird an
dieser Expedition teilnehmen? Neun Mutige werden den rasanten Ritt durch die
Walzen und über die Felsen wagen.
Heute wird sogar früh aufgestanden steht doch
eine richtige Tour auf dem Programm. Über abenteuerliche
schwindelerregende Strassen geht es durch enge Schluchten zu den Ausläufern
des Zentralmassivs. Hinter Joyeuse kommen wir in das obere Beaumetal. Die
Strassen werden jetzt langsam schmaler. An der Brücke in Les Deux Aygues
erreichen wir die Drobie. Jetzt wird das Tal immer enger, die Strasse steigt
immer weiter hinauf. Hier hat die Landschaft schon Alpencharakter. Beim kleinen
Weiler Seraillon können die Expeditionsteilnehmer ihre Boote an den Fluss
bringen und die atemberaubende Fahrt beginnen. Für die geübten Fahrer
gibt es jetzt keine grossen Verschnaufpausen mehr, nacheinander kommen die
Cascaden und Schwälle der Stärke WW2+. Auf der Drobie ist das
Gefälle schon enorm, während auf der Beaume die Fahrt schon viel
gemächlicher wird. In Joyeuse werden die Wildwasserenthusiasten schon von
der Busbesatzung erwartet. Der Tatendrang ist jedoch noch lange nicht gestillt.
Es muss doch noch etwas besseres geben. Es werden die Highlights gesucht, der
ultimative Kick.
Während die Älteren am nächsten Tag einen
Ausflug nach Avignon machen der Kulturdrang soll auch befriedigt werden,
machen die Jüngeren einen Ausflug zum Pont dArc und zum Charlemagne.
Die Älteren geniessen durch die Stadt an der Rhone, während die
Jüngeren den Fluss über den Pont dArc überqueren, dann den
Fluss durchschwimmen, brrrr, wie kalt, und dann noch nach
Leibeskräften im Fluss in den Schwällen spielen. So hat jeder auf
seine Art einen schönen Tag verlebt. Morgen wollen wir noch als Abschluss
die grosse Ardècheschlucht befahren. Die meisten Fahrer sind jedoch
derart fertig, dass nur noch fünf Fahrer mitfahren.
Der Fluss hat noch eine ganz gute Wucht. Auf dem Wasser
treffen wir viele bekannte Vereine aus unserer Heimat. Für mich ist es die
erste Fahrt durch die Schlucht, denn vor zwei Jahren bei unserer ersten
Tour nach Südfrankreich musste ich den Bus fahren. Es ist schon ein
atemberaubendes Erlebnis, zwischen den hohen Felswänden hindurch zu fahren.
Und die Rapides haben auch eine ordentliche Wucht. Immer wieder zeigen sich in
der Schlucht andere Felsformationen. Die vielen Wasserwanderer machen auf den
unzähligen Kiesbänken eine Pause. Einige ungeübte Paddler werden
von uns gerettet, nachdem ihre Boote gekentert waren. Nach 26 km kommen wir in
Sauze an. Hier werden wir von unserem Busteam abgeholt. Auf der Rückfahrt
können wir von der Panoramastrasse aus die Fahrt Revue passieren lassen.
Auf dem Fluss haben wir fast fünf Stunden für die Strecke gebraucht,
während wir in knapp einer Stunde wieder zurück auf dem Campingplatz
sind.
Am Donnerstag werden auf dem Markt noch einige Andenken
für die Daheimgebliebenen erstanden und am Nachmittag geht es noch einmal
in die Höhlen. Am Abend werden dann die Boote und ein Teil der
Ausrüstung verladen. Morgen früh wollen wir nach Hause zurück
fahren.
Leider ging diese schöne Zeit viel zu schnell vorbei.
Als ob der Himmel unseren Schmerz mit uns teilt am Tag unseres Aufbruchs
weint der Himmel über Frankreich. In strömenden Regen bauten wir die
Zelte ab und auch auf der Heimfahrt regnete es ununterbrochen. Trotzdem war
diese Fahrt wieder wunderbar wann fahren wir wieder hierher?
Klaus-Dieter Hentschel